Liss

Personal Work

2022

Credits

Suite

Polizist

Wie ging es weiter, nachdem Sie die Prostituierte erschlagen haben?

Beschuldigter

Ich habe den Baseballschläger fallen lassen und dann führte ein Problem zum Nächsten.

Polizist

Probleme?

Beschuldigter

Gegenüber wohnt diese alte Hexe. Sie schaut ständig durch den Türspion oder steht auf dem Flur und quatscht jeden an.

Polizist

Sie wollten ihr also ausweichen?

Beschuldigter

*nickt* Wegen ihr habe ich die verschnürte Nutte aus dem Fenster in die Mülltonne geworfen.

Polizist

Das Ostfenster?

Beschuldigter

Äh, ja. Osten. Es zeigt nach Osten. Darunter liegt die Gasse mit den Tonnen.

Polizist

Erinnern Sie sich an die Uhrzeit?

Beschuldigter

Das Fenster habe ich exakt um drei Uhr geöffnet.

Polizist

Weshalb um drei Uhr?

Beschuldigter

Ich habe die Nachbarschaft beobachtet und geglaubt, dass alle schlafen.

Polizist

Ein Irrtum.

Beschuldigter

*nickt stumm*

Polizist

Die Gestalt an der Hausmauer mit der Spraydose haben Sie nicht gesehen?

Beschuldigter

*schüttelt den Kopf*

Polizist

Unglaublich.

Polizist

Ich kann es nicht fassen. *grinst* Keiner hätte gedacht, dass Banksys Identität auffliegt, weil er ausgerechnet dort an einem Graffiti arbeitet, wo Sie eine Leiche aus der neunten Etage werfen.

Anwalt

Sie sehen, dass mein Mandant umfassend kooperiert. Was kriegt er für sein Geständnis?

Polizist

Sicher nicht den Banksy. *lacht laut heraus* Da müsste man ja die ganze Ostwand abtragen.

Anwalt

Finden Sie das witzig?

Polizist

Das Strafmass ist nicht mein Problem. Fragen Sie den Staatsanwalt.

End of conversation.

Cold as Marble

Unvorstellbar, wie leer das Leben ist, wenn es leer ist.
Leute zeigen auf dich und sagen:
«Aber sie hat doch alles.»

«Was stimmt nicht mit ihr?»

Oder: «Sie braucht doch bloss zufrieden zu sein.»

Aber Leere bedeutet, dass wirklich alles leer ist. Selbst wenn ich das Fenster öffne und die Geräusche der Stadt zu mir dringen, ist es, als ob ich in der Wüste stünde. Das Sein ist so kalt wie das Hell und das Dunkel im Muster des Marmors.

Hier zu liegen und zu warten, bis die Tabletten wirken, überschwemmt mich mit einer angenehmen Aufregung. Der Boden ist hart, aber ich fühle mich federleicht. Ich gehe mit dem Wissen, dass alles gut sein wird.

Eigentlich gehe ich gar nicht. Vielmehr kehre ich nachhause zurück. Es ist nicht das Ende, sondern der Anfang. Meine Reise dahin, wo meine Seele hingehört. Und ihr sollt nicht trauern oder euch quälende Fragen stellen. Ihr sollt nur akzeptieren. Es einfach annehmen.

Für alle, die sich den Mund verreissen werden, habe ich eine Botschaft. Ihr müsst nicht verstehen. Ihr braucht nur zu wissen, dass ich es so will. Denn meine Geschichte ist so, wie ich sie für mich selbst geschrieben habe. Es ist meine Geschichte und nicht die Eure.